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DVD Review » Cypher
 
Info:
 
Titel : Cypher
Originaltitel : Cypher
Verkauf : ab dem 09.12.2003
Land/Jahr : USA/2002
Label : MC-One
Laufzeit : ca 97 min.
FSK : ab 16 Jahren
Bild : Widescreen (1.85:1 - anamorph)
Ton : Dolby Digital 5.1 (Deutsch), Dolby Digital 5.1 (Englisch), DTS Digital 5.1 (Deutsch)
Untertitel : Deutsch, Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte
RC-Code : RC2
Darsteller : David Hewlett, Jeremy Northam, Lucy Liu
Regie : Vincenzo Natali
 
Wertung:
 
 » Film : 5.0/5.0
   
   
   
   
   
 » Bild : 4.5/5.0
   
   
   
   
   
 » Ton : 4.5/5.0
   
   
   
   
   
 » Bonus : 4.5/5.0
   
   
   
   
   
 » Gesamt : 4.5/5.0
   
   
   
   
   
 
Film (5.0):
 
Eigentlich sollte dieser Review von „Cypher“ bereits vor geraumer Zeit fertig sein, allerdings fühlte ich mich nach dem ersten Betrachten des Films noch nicht in der Lage, den Review so zu verfassen, dass er der Komplexität und Vielschichtigkeit des Films gerecht wird. Nach dem zweiten Ansehen hat sich das glücklicherweise geändert, so dass der Review jetzt mit einiger Verspätung doch noch fertig gestellt werden konnte.

Cypher ist der erste Film von Vincenzo Natalie nach dem international sehr erfolgreichen „Cube“ und überaus faszinierend. Großen Anteil daran hat das Drehbuch von Brian King, denn die Story des Films ist derart komplex, dass man beim ersten Ansehen hauptsächlich damit beschäftigt ist herauszufinden was eigentlich vor sich geht. Damit ist man allerdings nicht allein, denn der Hauptfigur des Films, Morgan Sullivan, geht es ebenso.

Morgan ist ein Mensch ohne Substanz. Er führt ein graues, leeres und nichts sagendes Leben. Er wirkt schüchtern, und man hat den Eindruck ihm wäre irgendetwas passiert, von dem er selbst nicht weiß, was es ist.
Um diesem Leben zu entfliehen beschließt er als Agent bei Digicorp, einem von zwei riesigen sich bekämpfenden multinationalen Konzernen, zu arbeiten, denn er fühlt eine andere, versteckte Seite in sich, die nach Abenteuer, Gefahr und Lügen strebt.
Als Agent von Digicorp erhält er als Jack Thursby eine neue Identität, und wird entgegen dem Willen seiner Frau zu Konferenzen geschickt um, wie er zunächst glaubt, diese auszuspionieren. Jack nutzt die Möglichkeiten seiner neuen Identität, und füllt diese mit seinen Wunschträumen aus.
Auf einem Kongress lernt er in einer Hotelbar die exotische, ihn faszinierende Rita Foster kennen, zu der er sich hingezogen fühlt. Diese scheint aber nicht zufällig dort gewesen zu sein, denn sie weiß mehr über ihn, als er selbst...

Obwohl, wie bereits angesprochen, die Story sehr komplex und vielschichtig ist, wäre es beinahe schon unverzeihlich mehr vom Inhalt zu verraten. Dies trifft nicht nur auf die überraschende Auflösung am Schluss zu, sondern auch auf den Verlauf der Geschichte an sich.
Allerdings ist es nicht nur die Story, die Cypher aus der breiten Masse an nichts sagenden Filmen hervorhebt. Ein weiteres überaus wichtiges Element ist der visuelle Stil des Films, der direkt mit der Handlung verknüpft ist. Gleich zu Beginn fällt auch dem weniger aufmerksamen Zuschauer auf, dass das Bild fast wie ein Schwarz/Weiß Bild wirkt, was es aber nicht ist, denn es wurde lediglich darauf geachtet außer Schwarz, Weiß und Grau möglichst wenig Farbe zu verwenden, denn der visuelle Eindruck des Bildes spiegelt Morgans graues, farbloses Leben wieder. Gleiches gilt für die Kulissen, welche man (zu Beginn) am besten mit „karg“ umschreiben kann.
Zu dem Zeitpunkt, als Morgan Rita Foster begegnet, fällt dem aufmerksamen Zuseher auf, dass das erste Mal Farbe ins Spiel kommt. Wer allerdings, verwirrt durch die Handlung, damit beschäftigt ist zu verstehen worum es geht, wird diese Hinweise nicht wahrnehmen, oder nicht weiter beachten. So ging es mir beim ersten Ansehen übrigens auch. Wenn man nicht den Fehler begeht sich den Film kein zweites Mal anzusehen, da man fälschlicherweise davon ausgeht, dass es sich mit Kenntnis der Auflösung nicht mehr lohnt, wird man damit belohnt, dass man versteht, was das Spiel mit den Farben zu bedeuten hat.
Darüber hinaus gibt es noch eine weitere Ebene, über die ich allerdings nur so viel sagen möchte, dass „Cypher“ ein Puzzle ist und Rita Foster das fehlende Puzzle-Stück…

Wie bereits angesprochen, ist „Cypher“ überaus faszinierend, da der Film den Zuschauer fordert und ihn nicht als einfältigen Simpel abstempelt der nicht dazu in der Lage ist einer Story zu folgen die die Bezeichnung „Story“ tatsächlich verdient. Zu verdanken ist dies in erster Linie dem Drehbuchautor Brian King. Als er sein Script bei einigen der Hollywood Majors präsentierte, wollten diese daraus einen Action-Blockbuster ohne nennenswerte Handlung machen, was er aber glücklicherweise ablehnte, so dass „Cypher“ letztendlich mit einem unglaublich geringen Budget von 7,5 Mio. $ gedreht werden musste.
Meiner Einschätzung nach war das aber das Beste was dem Film passieren konnte, denn dadurch konnte das Drehbuch so umgesetzt werden, wie es beabsichtigt war, und das ohne „Begradigungen“ eines großen Studios, dass lediglich daran interessiert ist, ein möglichst großes Publikum zu erreichen um die Kosten wieder einzuspielen.
Ein großes Lob muss auch dem Production Design unter der Leitung von Jasna Stefanovich, die bereits zusammen mit Vincenzo Natalie an „Cube“ beteiligt war, ausgesprochen werden, denn man sieht dem Film das geringe Budget nicht an.

Bei einem Drehbuch, dass auf die Story Wert legt, kommt es aber auch auf die schauspielerischen Leistungen an, und hier möchte ich vor allem die beiden Hauptdarsteller Jeremy Northam (Morgan Sullivan/Jack Thursby) und Lucy Liu (Rita Foster) nennen, deren Leistung mich überzeugt hat. Northam spielt die Rolle des Mannes, der auf der Suche nach seiner Identität ist, absolut überzeugend. Überrascht war ich allerdings von Lucy Liu, denn das sie auch schauspielerisch etwas zu bieten hat, kann sie in „Cypher“ unter Beweis stellen. Darüber hinaus darf sie sich mit kurzen roten Haaren auch optisch einmal anders präsentieren.

Wer einen Scifi-Action-Blockbuster erwartet, sollte besser einen großen Bogen um diesen Film machen, denn diese Erwartungen kann er nicht erfüllen. Wer allerdings auch mal etwas nachdenken will, ist hier genau richtig, denn „Cypher“ lebt von seiner großartigen Story, dem visuellen Stil und seiner ganz eigenen, futuristisch zeitlosen Atmosphäre.
 
Bild (4.5):
 
Nach dem Einlegen der DVD wird der geneigte DVD-Fan von Vincenzo Natalie mit dem Hinweis begrüßt, dass Cypher über die höchstmögliche Bildqualität verfüge, die ein 35mm Film bieten kann, da als Master für den digitalen Transfer das original Negativ verwendet wurde, dass beim Drehen des Films durch die Kamera lief.
Dies schraubt zwar die Erwartungen recht hoch, allerdings kann man sich vorstellen, dass man ein solches Statement nur dann einfügt, wenn man weiß, dass die Qualität tatsächlich so gut ist wie sie angepriesen wird. Alles andere wäre überaus peinlich.

Und in der Tat, bereits ab der ersten Minute des Films wird man mit einem derart knackig scharfen Bild konfrontiert, dass man vor Freude in Tränen ausbrechen könnte. Einen großen Anteil daran hat der Rauschfilter, auf den man meiner Einschätzung nach verzichtet hat, denn ansonsten wären diese unglaublich scharfen Bilder nicht möglich gewesen. Zeitangaben zur Überprüfung dieser Aussage sind nicht notwendig, da die Schärfe über den gesamten Verlauf hinweg konstant ist. Erfreulicherweise kann auch die Tiefenschärfe überzeugen, was leider bei vordergründig guter Schärfe nicht immer der Fall ist.

Wie bereits angesprochen, wurde vermutlich auf den Einsatz eines Rauschfilters verzichtet, so dass man sich die Schärfe auf Kosten eines zwar minimalen, aber dennoch sichtbaren Flächenrauchens erkauft hat.
Wie bereits im Filmteil besprochen ist Cypher ein sehr visueller Film, der seinen Stil konsequent umsetzt. Dadurch, dass zu Beginn so gut wie keine Farbe im Spiel ist, fällt diese aber umso mehr auf, wenn sie ins Spiel kommt. Dann allerdings ist die Farbwiedergabe sehr kräftig, aber nicht überzogen, was auch auf den Kontrast zutrifft. Besonders gut fällt das bei den vielen einfarbigen Flächen auf, die heller Strahlen als frisch gewaschene Bettwäsche aus der Werbung. Dies ist aber kein Fehler, sondern so beabsichtigt.
Die Bitrate des Transfers weist mit durchschnittlich 5 MBps einen guten, aber nicht überragenden Wert auf. Da die Kompression allerdings keine sichtbaren Spuren hinterlassen hat, kann man durchaus zufrieden sein.
Nicht unerwähnt dürfen allerdings die selten auftretenden minimalen Bildstörungen in Form von kurzzeitig aufblitzenden weißen Bildpunkten bleiben, was zusammen mit dem zwar ebenfalls nur minimalen aber dennoch vorhandenen Flächenrauschen zu einer Abwertung von 0,5 Punkten führt.
 
Ton (4.5):
 
Auch der Ton kann ebenso wie das Bild überzeugen. Bereits die Übergänge im stilistisch sehr schönen Menü sind mit einem direktionalen Effekt vertont, der sich quer durch den Raum bewegt. Und auch der Film selbst hat alles zu bieten was sich Besitzer einer 5.1 Anlage (oder höher) wünschen.

Negatives gibt es nicht zu berichten, weder Rauchen, Knacksen, oder sonstige unerwünschte Störungen sind zu vernehmen und die Sprachverständlichkeit ist jederzeit gegeben.

Die Einbindung der Rears ist vorbildlich. Die Anzahl der Effekte hält sich zwar in Grenzen, was aber hauptsächlich daran liegt, dass „Cypher“ kein Actionfilm ist, sondern die Dialoge im Vordergrund stehen.

Sehr schön ist die Einbindung von Umgebungsgeräuschen, so sind z.B. während dem Small Talk nach der ersten Konferenz in der Hotel Lobby, die Stimmen aus sämtlichen Lautsprechern zu hören (Zeitindex 10:29). Aber auch subtilere Geräusche wie das Zirpen von Grillen, während Morgan Sullivan auf einer grünen Wiese steht, sind zu vernehmen (Zeitindex 1:00:33).

Auch Freunde von tieffrequenten Bassattacken kommen auf ihre Kosten. Zwar sind diese aufgrund der Charakteristik des Films nur ab und zu vorhanden, dafür flattern aber bei ausreichend tiefreichendem Subwoofer schon mal die Hosenbeine. Und auch an direktionalen Effekten, also Effekte, die sich von einem Punkt im Raum zu einem anderen bewegen, mangelt es nicht (z.B. bei Zeitindex 09:04).

Erstaunlich ist außerdem, dass in Anbetracht des minimalen Budgets auch viel Wert auf Details gelegt wurde, wie z.B. die Panning Effekte zu Beginn des Films (von Zeitindex 05:15 bis 05:19) während der kurzen Einblendungen die unter anderem darüber informieren wer Regie geführt hat.
 
Bonus (4.5):
 
Das Bonusmaterial dieses 2 Disc Sets überzeugt. Auf der ersten Disc befindet sich neben dem Film ein sehr interessanter Audiokommentar mit dem Regisseur Vincenzo Natalie, dem Drehbuchautor Brian King, der Production Designerin Jasna Stefanovich und dem Schauspieler David Hewlett. Weiterhin sind der Original Trailer, vier Biografien, die DVD Credits und sieben Trailer von weiteren MC One DVDs auf der ersten Disc.

Die Bonus-Disc startet mit dem sehenswerten Kurzfilm „Elevated“ (20:22) von Vincenzo Natalie, dessen Kameramann übrigens genau wie bei Cypher Derek Rogers ist.
Danach folgt ein Making Off (10:32), dass man sich allerdings dann sparen kann, wenn man sich das gesamte Bonus Material ansehen möchte, da es eine Art „Mini-Zusammenfassung“ darstellt.

Der nachfolgende Punkt „Interviews“ ist überaus umfassend, denn die Gesamtlänge der einzelnen Interviews beträgt knapp 3 Stunden. Wer sich alles ansieht sollte sich anschließend ausreichend informiert fühlen. Am interessantesten ist das erste Interview mit Vincenzo Natalie, Brian King, Jasna Stefanovich und David Hewlett, dass zwar etwas holprig startet, was sich nach kurzer Zeit aber legt. Dieses Interview ist über eine Stunden lang, allerdings wird es sehr abrupt ausgeblendet, was wohl daran lag, dass das gesamte Interview aus Platzgründen nicht unterzubringen war. Die restlichen Interviews wurden mit Jeremy Northam (20:49), Lucy Liu (22:09), Nigel Bennet (04:49), Timothy Webber (04:10), Vincenzo Natalie (17:43), Derek Rogers (10:23), Jasna Stefanovich (09:26), Bob Monroe (14:20) und Bert Kish (08:11) durchgeführt und decken so ziemlich jeden Bereich der Produktion ab.
Nach den Interviews folgt mit „Behind the Scenes“ (15:14) ein Blick hinter die Kulissen während des Drehs. Nach dem Punkt „Pre Visualizations“ (07:35) darf sich der geneigte DVD-Fan noch über 9 entfallene Szenen freuen, die neben der Originaltonspur zusätzlich noch mit jeweils einem Audio-Kommentar von Vincenzo Natalie versehen sind.
Abschließend kann man sich unter dem letzten Menüpunkt „Filmmusik“ den gesamten Soundtrack des Films anhören.
 
Fazit (4.5):
 
„Cypher“ überzeugt auf ganzer Linie, denn nur selten gibt es DVD-Sets die in den Einzelwertungen durchgängig Wertungen zwischen mit 4,5 und 5,0 Punkten erhalten.
Der Film ist faszinierend, was vor allem der komplexen und vielschichtigen Story zu verdanken ist. Wer allerdings nicht daran interessiert ist sein Gehirn zu benutzen, sollte sich besser etwas anderes ansehen.
Das Bild kann mit einer unglaublich knackigen Schärfe punkten, die allerdings auf Kosten eines minimal sichtbaren Flächenrauschens erkauft wurde, da auf den Einsatz eines Rauschfilters vermutlich verzichtet wurde.
Genau wie das Bild überzeugt der Ton. Die hinteren Lautsprecher werden sowohl für Effekte, als auch für Umgebungsgeräusche genutzt, und auch direktionale Effekte sind vorhanden. Abgerundet wird er Ton durch die LFE Spur, welche den Subwoofer mit sehr tieffrequentem Material ins Schwitzen bringt. Lediglich die Anzahl der Effekte ist eingeschränkt, was aber vor allem an der Charakteristik des Films liegt.
Das Bonus Material schließlich kann sowohl auf quantitativer, als auch auf qualitativer Ebene überzeugen.
 
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Autor: Markus Wieland
Datum: 21.03.2006
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